Die Open Door Story

Schon als Primarschüler schrieb ich auf einer alten Schreibmaschine meine ersten Kindergeschichten und malte die Bilder dazu. Die allererste Geschichte trug den Titel «Wie das Entlein Schnatterli den Wochentagen die Namen gab.» Trotz Telefonaten mit führenden Verlagen kam das Buch nicht über das Stadium eines mit Klebstreifen zusammengehaltenen Einzelexemplares hinaus - die Faszination Bilderbuch jedoch blieb bis heute bestehen.

Als Student begann ich im Jahre 1995 zusammen mit der Studienfreundin Line Aubert die Geschichte «Der kleine Feuersalamander» für das Erstlesealter zu schreiben. In totaler Gemeinschaftsarbeit entwickelten wir den Text und malten die Acrylbilder dazu.

Als die gestalterischen Arbeiten beendet waren, mussten wir erkennen, wie schwierig es ist, einen Verlag für unsere Geschichte zu finden. Nach langer Suche und vielen Absagen entschlossen wir uns, «Der kleine Feuersalamander» im Eigenverlag «Open Door Verlag» zu veröffentlichen.

Hier begann eine abenteuerliche Geschichte: Mir war es sehr wichtig, ein wirklich professionelles Kinderbuch zu produzieren – 4-farbig im Offsetdruck, fadengebunden mit laminiertem Einband. Die Druckereien in der Schweiz sagten mir alle, dies sei bei einer kleineren Auflage nicht in einem realistischen Preissegment machbar.

Ein Kollege gab mir den Tipp, ich solle das Buch doch in der Tschechei drucken lassen - Prag hätte eine lange Buchdrucktradition und sei günstiger als die Schweiz. Gesagt, getan: Im Herbst 1996 machte ich mich kurzentschlossen auf den Weg nach Prag. Dort liess ich mir im Tourismusbüro Adressen von Druckereien geben und marschierte dann eine Woche lang kreuz und quer durch die Stadt von Druckerei zu Druckerei – und wurde fündig! Bei TiGr Tiskarna sprach man Deutsch und Englisch und war gewillt, mein Buch zu drucken und zu binden.

Zurück in der Schweiz half mir Thomas Rogenmoser, ein Kollege aus der Grafikbranche, die Lithografien zu erstellen. Mit den Lithos unter dem Arm reiste ich erneut nach Prag.

Im Spätherbst 1997 wurden 1000 Bücher gedruckt. Nachdem ein Speditionsunternehmen mit der Lieferung in die Schweiz beauftragt war, stand dem Verkauf der Bücher am Weihnachtsmarkt in Luzern nichts mehr im Wege.

1999/2000 nahm ich das zweite Buch in Angriff «Tukan – Der Vogel mit dem grossen Schnabel». Bei diesem Buch konzentrierte ich mich auf die Geschichte, die Bilder sollte ein Illustrator oder eine Illustratorin gestalten.

Ich liess ca. 20 junge IllustatorInnen eine Probezeichnung erstellen und entschied mich für Doris Heusser aus Zürich. Sie malte den Tukan farbenprächtig und voller Emotionen.

Auch den «Tukan» liess ich wieder in Prag drucken (Auflage 1500) und verkaufte das Buch an den Weihnachtsmärkten in Luzern und Zürich über 1200 mal. Wer hier denkt, der Open Door Verlag verdiente sicherlich gut Geld, der irrt. Bei beiden Büchern konnten wir gerade mal die Produktionskosten decken - geschweige denn, uns Saläre auszahlen.

Sechs Jahre nach dem «Tukan» ist nun das dritte Buch am Entstehen: «Schnee in Afrika». Hierzu hatte ich eine neue, im Bilderbuchsektor noch nie dagewesene, Idee. Ich wollte mit thermochromer Farbe arbeiten – Farbe, die auf Wärme reagiert und bei 31 Grad transparent wird. Die Kinder sollen eine Wolke, die in thermochromer Farbe gedruckt ist, mit der Wärme ihrer Hand wegreiben und die darunter liegende Sonne zum Vorschein bringen können.

Nachdem die Geschichte geschrieben war, fand ich in der Illustratorin Rahel Winiger aus Luzern eine sehr begabte Künstlerin. Aus über 20 MitbewerberInnen wählte ich sie für die Illustration von «Schnee in Afrika» aus.

Wegen des komplizierten Druckprozesses (die thermochrome Farbe wird im Siebdruckverfahren über den Offsetdruck gedruckt) entschied ich mich, dieses Buch nicht mehr in der Tschechei, sondern in Deutschland drucken zu lassen – die Kommunikation wäre sonst zu kompliziert gewesen.
 
Im Dezember 2006 verkauften die Illustratorin und ich das Buch äusserst erfolgreich an den Weihnachtsmärkten in Luzern, Kriens und Zürich und im Mai 2007 präsentierte sich der Open Door Verlag erstmals an der internationalen Kleinverlagsmesse an der BuchBasel. Die "Open Door Story" geht weiter...